Interview mit Achim Purwin

(4) Karigrafie und Karikatur

Karigrafie 84 Sie waren in der Karikaturistenszene sehr aktiv, aber man findet nur wenig Arbeiten von Ihnen in den einschlägigen DDR-Zeitschriften. Wo haben Sie denn als Karikaturist veröffentlicht, bzw. warum eher selten?

Ich hatte mein Betätigungsfeld sowohl als Redakteur und Karikaturist bei der GST-Presse und ihren vielen Zeitschriften. So war ich genug gefordert und permanent als Zeichner eingebunden. Das reichte! Ab und zu bot ich dem "Eulenspiegel" ein paar Blödel an - aber nur als zusätzlichen Spaß. Und manches wurde auch gedruckt.

Sie hatten erwähnt, dass Sie die Berliner Sektion Karikaturisten im Journalistenverband leiteten. Von wann bis wann, und worin bestanden Ihre Aufgaben?

Ende der siebziger Jahre wurde ich (ohne Mauscheleien) zum Leiter der Sektion Karikaturisten Berlin im Journalistenverband der DDR rechtschaffend gewählt. Keiner hatte Lust auf diesen Posten, aber einer musste nun mal Leitung machen, damit er vollgenölt werden konnte. Es gab auch viel zu organisieren, und die Sektion mit ihren vielen Veranstaltungen sollte auch ein Treff für die Karikaturisten sein, die ja meist mehr oder weniger als Freischaffende zuhause vor sich hinzeichneten. Und da ich auch privat geadelt war durch den Besitz eines Telefons, war ich für diesen Job wie geschaffen!

Von Bedeutung für uns als Karikaturisten waren vor allem die großen Karikaturenausstellungen in Berlin am Fernsehturm, genannt "Karigrafie". Gemeinsam mit weiteren Karikaturisten wie Henryk Berg, Hajo Eggstein, Reiner Schwalme, Manfred Bonfinger u.a. organisierten wir so alle zwei, drei Jahre diese große Schau, die damals ein enormer Besuchermagnet war.

Sie waren Chefredakteur des jeweiligen "Karigrafie"-Journals, eines toll aufgemachten, großformatigen Katalogs zu den Ausstellungen der Sektion in Berlin. Wie kam es zu diesem Produkt?

Wir wollten nicht nur schlechthin eine Art Ausstellungsverzeichnis herausbringen, sondern der Karikatur angemessen ein originelles, interessantes Heft rund um unsere Arbeit machen. Wir bekamen dafür auch Geld, Papier, Druckgenehmigungen, und die Ausgaben gingen - obwohl in hoher Auflage gedruckt - weg wie warme Semmeln, sind heute noch begehrte Sammlerstücke.

Einerseits waren Sie also Karikaturist, mit dem kritisch-ironischen Blick auf Ihre Umwelt, andererseits angestellt bei einem sehr systemnahen Presseerzeugnis (S+T). Wie ließen sich diese beiden Dinge denn vereinbaren?

Na ja - aus dem bisher Gesagten ist ja zu entnehmen, das ich mich im Comic und in der Karikatur mehr blödelmäßig austobte - das war und ist noch heute meine Welt. Den kritisch-ironischen Blick habe ich zwar immer gehabt und habe ihn auch noch heute, aber er war nicht Gegenstand meiner Zeichnungen. Außerdem gab und gibt es genug politische und vor allem sehr gute Karikaturisten. Was sollte ich dazwischen auch noch herumwildern?


<-- Knote und Karli ----- Nach der Wende -->