Comics in der DDR
Comics sind wie jedes andere Medium (z.B. Film, Buch) eine bestimmte Form, Inhalte zu transportieren, hier speziell durch eine (meist) chronologisch angeordnete Sequenz von Bildern (häufig unterstützt durch Text). Bis heute ist die internationale Rezeption von Comics allerdings dadurch negativ besetzt, dass im Comic hauptsächlich Inhalte für Kinder oder pubertierende Jugendliche transportiert werden. Bekommt man also auf die Aussage, dass man Comics liest, die Antwort des augenbrauenhebenden Gegenübers: "Comics? Bist Du aus dem Alter nicht langsam raus?", dann hat der Gesprächspartner offensichtlich Inhalt und Form verwechselt. Gäbe es nur Kinderfilme, würde es dem Medium Film vermutlich ähnlich gehen.
In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg brachten die angloamerikanischen Besatzungstruppen die amerikanische Comickultur ins im Wiederaufbau befindliche Deutschland, und die Ablehnung gegenüber diesen zur Verrohung der Jugend beitragenden Machwerken war in Ost und West gleichermaßen groß. Lange konnte man sich jedoch nicht wehren, und ironischerweise wurden gerade die parodistischen Versuche (wie z.B. Nick Knatterton) zu riesigen Publikumserfolgen. Mitte der 50er Jahre war klar, dass, wenn man die Qualität und eigene Werte im Comic sichern wollte, man das Medium mit eigenen Inhalten füllen musste. In Westdeutschland schuf Rolf Kauka mit Fix und Foxi ein erfolgreiches Gegengewicht zu Micky Maus, in Ostdeutschland erblickten Mosaik und Atze unter dem wachsamen Auge der staatlichen Jugendorganisation FDJ das Tageslicht, sehr zur Freude der jungen Leserschaft.
Mit der Abgrenzung vom kapitalistischen Gesellschaftssystem, das in der BRD entstand, erfolgte in der sozialistischen DDR natürlich auch eine Abgrenzung von deren Produkten, und so gerieten auch westdeutsche Comics mit auf den Index verbotenen Materials, definiert in der entsprechenden Gesetzgebung als "Schund- und Schmutzliteratur", die man besser nicht besitzen, vertreiben oder gar lesen sollte. Das Medium wurde durch den Schriftsteller Ludwig Renn mit der Bezeichnung "Bildgeschichte" neu definiert, und durfte fortan in gewissen Grenzen wieder betrieben werden. Neben den oben genannten beiden reinen Comicmagazinen fanden sich diese "Bildgeschichten" auch in anderen regelmäßig erscheinenden Jugendzeitschriften (Frösi, Trommel) und nach einer kurzzeitigen Lockerung des politischen Klimas ab Anfang der 70er Jahre auch in wöchentlich erscheinenden Illustrierten (NBI, Für Dich, Freie Welt usw.).
Auf dieser Webseite geht es nun genau um all diese in der DDR erschienenen Comics: Wo und wann sie abgedruckt wurden, wer sie schrieb und zeichnete, und wie ihre Geschichte weiterging (oder nicht). Neben diesen bibliographischen Angaben bietet aber gerade das Medium Internet die Möglichkeit, auch Beispiele oder gar ganze Serien dem interessierten Besucher ohne großen Aufwand zugänglich zu machen. Dabei sind zwei Hürden zu umschiffen: (a) muss das Original-Material, also Exemplare der entsprechenden Zeitschriften überhaupt vorliegen, um für eine Online-Version aufbereitet werden zu können, und (b) gilt es zu klären, ob eine Internet-Veröffentlichung mit Rechten der Autoren und Zeichner oder Rechtsnachfolgern kollidiert. Beide Hürden sorgen dafür, dass das Projekt bis zur Fertigstellung einen nicht abschätzbaren Zeitraum benötigen wird. Statt diesen aber abzuwarten, wird die Variante bevorzugt, die Inhalte sukzessive verfügbar zu machen.
Soweit zu dieser kurzen Eräuterung zu www.DDR-Comics.de. Die Inhalte auf der Seite sind teilweise nach den entsprechenden Zeitschriften, teilweise nach Autoren und Zeichnern sortiert. Einen Überblick über die Struktur und bereits erreichbare Inhalte gibt der Sitemap. Die letzten Änderungen und sonstige Neuigkeiten stehen auf der Neues-Seite. Zuarbeiten, Rückmeldungen, Korrekturen und Anmerkungen zu den hier veröffentlichten Inhalten sind gern und jederzeit willkommen und werden mit einer öffentlichen Danksagung im Impressum honoriert. Kontaktaufnahme geht am besten per Email. Vielen Dank!