Deutscher Karikaturenpreis 2012

Einen passenderen Termin als den 11.11.2012 um 11 Uhr, also den Beginn der "närrischen Zeit", hätte sich die Sächsische Zeitung zur Verleihung des 13. Deutschen Karikaturenpreises im Schauspielhaus der Sächsischen Landeshauptstadt Dresden nicht aussuchen können.

Der Morgen begann mit einer tollen, aber lautstärkemäßig an die Grenze des Erträglichen gehenden Fanfare des am Vortag aus Australien eingeflogenen Trompeters James Morrison, der sich damit gleich ein Ständchen zum 50. Geburtstag spielte.

Zum fünften Mal führte Kabarettist Bernd Gieseking in bewährter Manier unterhaltsam, aber nicht aufdringlich durch das Programm, und natürlich ließ er sich nicht nehmen, das anwesende Publikum auf "Helau"-Rufe einzuschwören. Passend, aber wiederum nicht so recht passend zu dem, was der Rheinländer oder auch der Ostwestfale unter Karneval verstehen mag, gab Dresdens Mime Nummer 1, Rainer König, eine traurig-slapstickhafte Vorstellung über das Programm hinweg.

Morrison Gieseking König Clown

Es folgte wie stets die einführende Rede des SZ-Redakteurs und Autors Peter Ufer, der im Anschluss ebenfalls wie üblich den Publikumspreis für die beliebteste Karikatur des vergangenen Jahres an Mathias Hühn verlieh, der sichtlich beeindruckt war von der Ehre. Den Sonderpreis "Abräumer" vom letzten Jahr hat man wieder gestrichen.

Dann gab es den ersten Auftritt von Tom Pauls. Während der Entertainer seine sonstigen Rollen jährlich wechselt - Rentnerin Ilse Bähnert ist in der Regel immer dabei. Sie hielt die Laudation für den dritten Preis, der in Form des bronzenen geflügelten Bleistifts dieses Jahr an OL ging, nicht zum ersten Mal allerdings.

Ufer & Hühn Ilse Bähnert OL

Nun wurde es Zeit für den nächsten musikalischen Höhepunkt. Und wie nun schon seit Jahren fällt die Preisverleihung in die Dresdner Jazztage, weshalb sich wieder anbot, den abendlichen Act bereits am Morgen einzusetzen. Und wie schon mit David Gazarov, Christian von Richthofen oder Quadro nuevo in den letzten Jahren gab es wieder Hochkarätiges: Die Klazz Brothers mit Jazztage-Intendant Kilian Forster am Bass und unterstützt von Cuba Percussion. Beim ersten Einsatz gaben sie eine gewaltige Filmmusik-Pastiche, unterstützt von James Morrison an der Trompete und dem "Todesmelodie"-intonierenden Howard Levy an der Mundharmonika.

Klazz Brothers, Cuba Percussion & Levy

So wie Tom Pauls als nächstes auftrat, sah man ihn noch nicht: In einem langen schwarzen Mantel, mit einem Voice-Decoder, der seine Stimme blechern verhallte, gab er den ultimativen Gruftie, passend zur zweitplatzierten Karikatur von Uwe Krumbiegel, auf der ein ähnlicher Typ nach Eiern von unglücklichen Hühnern verlangt. Die Filmeinspieler über die Künstler, die jeweils zwischen Namensnennung und Preisvergabe auf einer Großleinwand gezeigt werden, sind wieder einmal einfühlsam und sehr persönlich gestaltet worden, die Persönlichkeit der Künstler gut einfangend.

Auch bei der Siegerkarikatur, in der das Huhn, das eigentlich Günter Wallraff sein soll, zur Schlachtbank geführt wird, findet Pauls als Dönerverkäufer Ali das passende Kostüm, und Petra Kaster freut sich sichtlich über die Ehrung.

Pauls Krumbiegel Ali Kaster

Den Preis für das Lebenswerk erhielt wohlverdient die 74jährige ostdeutsche Karikaturistin Barbara Henniger, die darüber in ihrem Blog selbst zu Wort kommt. Laudator war ihr Bruder im satirischen Geiste Ernst Röhl, der auch schon Reiner Schwalme einst zum gleichen Preis laudatierte. Clown und Band rundeten dann das Programm ab.

Henniger & Röhl Katalog Finale

Die Karikaturen der Gewinner und Teilnehmer sowie weitere Fotos von der Verleihung und dem Künstlerstammtisch am Vorabend gibt es auf der Webseite des Karikaturenpreises zu sehen, und wie jedes Jahr erscheint ein opulenter Katalog mit einer Auswahl der besten Arbeiten. Am Ende waren alle Beteiligten noch einmal gemeinsam auf der Bühne, bevor es zu Ausstellungseröffnung und Mittagsbuffet ins Haus der Presse ging. Wieder einmal herzlichen Dank an die SZ und DeutschlandradioKultur und die Agentur Oberüber/Karger, die Anfang 2012 mit neuwerk fusionierte und seitdem auch für die SZ arbeitet, für eine weitere gelungene Auflage dieser noch hoffentlich langlebigen Veranstaltung!