Recycling im DDR-Comic

Einleitung

Moderne Comicerzählungen erleben zumindest im deutschsprachigen Raum im Normalfall eine einzige Veröffentlichung, meist im typisch europäischen Albumformat. Für Ausnahmen von dieser Regel ist die Existenz von regelmäßig erscheinenden Magazinen verantwortlich, in denen Alben als Vorabdrucke in Fortsetzungen erscheinen. In Deutschland passiert dies heutzutage ausnahmslos in ZACK, früher gab es mit MV Comix, U-Comix, Schwermetall, Primo, Yps und diversen Kauka-Produkten weit mehr "Mix"-Magazine. Die Veröffentlichungspolitik im englischsprachigen Raum hingegen besteht in einer regelmäßigen, weniger umfangreichen Heft-Veröffentlichung (wie man sie in übersetzten Versionen derzeit an jedem Kiosk zuhauf findet) in Fortsetzungen, die bei Erfolg später von einer umfangreichen Sammlung in Form einer Buchausgabe als Paperback und/oder Hardcover gekrönt wird. Erfolgreiche tägliche Zeitungsstrips werden auf die gleiche Art regelmäßig gesammelt, sowohl in Deutschland (Touché, Ottifanten) als natürlich auch in Übersee (Calvin & Hobbes, Dilbert, Garfield usw.).

Das Ziel mehrfacher Veröffentlichung ist heutzutage also die Erhöhung des Profits. Bestes und ziemlich unrühmliches Beispiel ist der 2001 begonnene Nachdruck der Abrafaxe durch den Mosaik-Hausverlag Steinchen für Steinchen. Das Material dieser Ausgabe, also Mosaikhefte ab 1976, ist relative einfach und preiswert auf Flohmärkten und bei ebay erhältlich. Die Komplettsammlung der Abrafaxe dürfte sich innerhalb eines halben Jahres mit begrenztem finanziellen Aufwand und in guter Qualität erwerben lassen. Insofern sieht die nun vorgelegte Ausgabe mit 4 Heften pro Band (also ca. 100 Seiten und 3 Bänden je Originaljahrgang) für 10 €uro nicht nur weniger attraktiv aus, sondern riecht wesentlich stärker nach Profitgier als nach dem Ziel, neues Publikum für die alten Geschichten zu gewinnen. Als Alternative hätte man billigeres Papier verwenden und einen Band pro Jahrgang für maximal 15 €uro herausgeben können. Aber das nur nebenbei.

In der DDR-Comic-Politik hieß es dagegen "Sparen, sparen, sparen". Deshalb gibt es nur wenige Sammelbände der zahlreich erschienenen Zeitschriftencomics, denn Papier war knapp und wurde budgetiert. Einzige Ausnahme von dieser Regel waren die Cartoons und Comics des Berliner Karikaturisten Erich Schmitt, dessen gesamtes Opus in vielen Versionen ständig neu und nachgedruckt wurde und aufgrund der richtungsweisenden Qualität bis heute wird. Alle anderen Sammlungen waren eher Zufallsausgaben, denn eine aus ökonomischen Gründen begrenzte Auflage lässt natürlich nur einen begrenzten, kalkulierbaren Umsatz erwarten. Man könnte unterstellen, dass Ausgaben wie die Fix-&-Fax-Sammelbände eher im Sinne von "Zuckerbrot" denn als Einnahmequelle zu verstehen waren. Mehr noch, ökonomische Zwänge führten dazu, dass Rechte am Abdruck von bestimmtem Material mehrfach genutzt wurden. Im folgenden sollen die bemerkenswertesten Beispiele dieser Recycling-Politik dokumentiert werden.

Die Ungarn-Importe -->