Recycling im DDR-Comic

Einheimische Produkte

Wiederholung von Abdrucken gab es also hauptsächlich bei importierten Comics. Aber auch einheimische Produkte waren davon betroffen. Das wohl berühmteste Beispiel sind die ersten sechs Hefte der Ritter-Runkel-Geschichte in Hannes Hegens Mosaik, die ursprünglich 1964 als Mosaik-Hefte 90 bis 95 erschienen waren, nach Hegens Beendigung der Serie mit Heft 223 im Juni 1975 als Hefte 224 bis 229 nachgedruckt wurden, bevor die Abrafaxe-Serie 1976 im Mosaik begann.

Der nächste Fall betrifft wiederum die Frösi, wo mehrere frühe (und vermutlich sehr beliebte) Bildgeschichten im Abstand von fast einem Jahrzehnt in anders montierten Versionen wiederholt wurden, und später noch einmal im nach einer von ihnen benannten Sammelband Die Frösi-Schatzinsel erschienen.

Ebenfalls betroffen war eine der Hauptserien der Frösi, Jürgen Günthers Otto und Alwin. In der Wendezeit sah sich die Frösi mit sinkenden Auflagenzahlen konfrontiert, denen man unter anderem mit der Wiederveröffentlichung beliebter Otto und Alwin-Geschichten zu begegnen versuchte. Dazu wurde die originale Otto-Serie, die 1975 in stark verkleinertem Format (vier Originalseiten auf einer A4-Seite der Frösi untergebracht) in der Frösi erschienen war, 1990 nun in voller Größe nachgedruckt, nach drei Folgen (bzw. zwölf Seiten) jedoch wieder abgebrochen und durch stark vergrößerte Nachdrucke einer Auswahl der Otto-und-Alwin-Kaugummibilder auf den Seiten der Frösi ersetzt.

Dreimaliges Recycling gelang einem Künstler, dem man wahrlich nicht den Vorwurf mangelnder Kreativität machen kann: Richard Hambachs Bienchen Kati erschien zunächst 1954 im Jungen Pionier, dann 1959 und noch einmal 1978 in der Frösi. Sämtliche Versionen weichen allerdings deutlich voneinander ab, vermutlich fand Hambach genug Freude an der Figur, um sich ihr immer wieder zu widmen.

Schließlich gibt es noch ein Beispiel mit aktuellem Bezug: Der Zeichner Eugen Gliege, leicht identifizierbar anhand seiner klaren Linie, brachte und bringt seine Produkte häufig mehrfach in verschiedenen Veröffentlichungen unter. Zu DDR-Zeiten fand man seine Tierfabeln, Märchen und Kinderlieder hauptsächlich in der NBI. Parallel veröffentlichte er eine Auswahl in der Fachzeitschrift Unsere Jagd. Gegenwärtig recycelt er viele seiner damaligen Beiträge einmal monatlich auf der Kinderseite der Sächsischen Zeitung sowie ebenso regelmäßig in der Märkischen Allgemeinen und im Nordkurier.

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