Comic-Importe in die DDR

Comics aus Ungarn

Füles In Ungarn erschien bereits zu Zeiten des Sozialismus (und bis heute) eine Rätselzeitschrift namens Füles, die stets und ständig Comics einheimischer Autoren abdruckte. Dabei handelte es sich nahezu ausnahmslos um Adaptionen klassischer Stoffe, für deren dramaturgische Umsetzung Tibor Cs. Horvath zuständig zeichnete. Ein Stamm von versierten Künstlern (Ernö Zorad, Imre Sebök, Pal Korcsmaros, Attila Dargay u.a.) setzte seine Vorlagen in realistisch gezeichnete schwarz-weiße Bildgeschichten um, die in Fortsetzungen von wenigen Seiten (meist 2) mit mehreren parallelen Geschichten wöchentlich in Füles abgedruckt wurden.

Zum Vergrößern klicken! Seit den 60er Jahren bestand offensichtlich ein enger Austausch zwischen den Redaktionen der DDR-Zeitschriftenherausgeber und dem Füles-Comics-Stamm. Der Zeichner Ernö Zorad illustrierte die Heftreihe Weltberühmte Geschichten in Bildern, die eine Gemeinschaftsausgab von Verlagen beider Länder war. Außerdem wurden diverse original in Füles und seinen Ablegern erschienener Comics in DDR-Zeitschriften nachgedruckt. Den Löwenanteil übernahmen dabei die Trommel und die Frösi, die beide auf ein jugendliches Leserpublikum zugeschnitten waren. Einzelne Geschichten erschienen auch in Atze, in der NBI, der Freien Welt sowie anderen Blättern. Die Größenformate waren sehr unterschiedlich, von A6 bis größer als A4 je Originalseite, das Lettering geschah mal maschinell, mal von Hand, und gelegentlich wurden die im Original schwarz-weißen Strips zwei- oder vierfarbig nachkoloriert.

Zum Vergrößern klicken! Die Ungarn-Importe hoben sich vom künstlerischen Niveau her deutlich von den meisten DDR-Comics ab und waren entsprechend populär. Unabhängig vom Zeichner war der Stil von starken Realismus geprägt, eine gute Wahl angesichts des jeweiligen Stoffes. Die einzige Ausnahme stellte Attila Dargay dar, dessen funny-typischer Stil einen extrem hohen Wiedererkennungswert besaß, den er auch bei der filmischen Umsetzung von VUK - Der Fuchs nicht einbüßte. Autor Tibor Horvath gelang es in der Regel gut, die Essenz der jeweiligen Vorlage in eine spannende Dramaturgie umzusetzen. Hinzu kam, dass sich aufgrund der Länge und des Fortsetzungscharakters gerade bei diesen Geschichten das Sammeln lohnte, wobei die Gesamtseitenzahl aller importierten Serien mehrere hundert umfassen dürfte. Allerdings ist das nur ein Bruchteil der hochgerechnet mehr als 7.000 Seiten, die seit Gründung der Zeitschrift im Original erschienen sein dürften. Was uns alles entgangen ist, kann man kaum ermessen. Als kleinen Vor- bzw. Nachgeschmack gibt es hier ein paar Appetithäppchen verschiedener Serien, die besonders für Science-Fiction-Fans interessant sein dürften:

Geht man vom heutigen Stellenwert gerade solcher Geschichten aus, muss man sich fragen, warum nicht zum Beispiel Atze mehr als eine Ausnahme davon abdruckte. Stattdessen wurden die wenigen Ungarn-Importe insbesondere in der Trommel kräftig recycelt.


<-- Einleitung -------------------- Comics aus der Sowjetunion -->